Penthouse-Boom verschärft Wohnungsnot in Deutschland

Einst galten Unterkünfte unter Dächer als Notabsteigen für mittellose Bewohner. Dieser Trend hat sich um 180 Grad gewendet. Heute sind Dachgeschosswohnungen heiß begehrte Edelobjekte für Luxusliebende, die überwältigende Ausblicke über die Stadt versprechen und zumeist lichtdurchflutet sind. Doch diese Popularität und das hohe Interesse an großzügigen Penthousewohnungen unter dem Dach gehen nicht spurlos am Immobilienmarkt vorüber.


Ein großes Potenzial besteht in Geschossbauten

Ein Zuzug von über einer Million Menschen – allein im Jahr 2015 – sowie die Binnenwanderung von knapp vier Millionen Menschen in deutsche Großräume von Metropolen fordern auch auf dem Immobilienmarkt ihren Tribut. Das Bauministerium reagiert auf den erhöhten Bedarf an Wohnobjekten und sieht in Geschossbauten ein immenses ungenutztes Potenzial. Ersten Schätzungen zufolge können bis zu 1,5 Millionen neue Wohnungen geschaffen werden, indem Dachstühle ausgebaut und Flachdächer auf Geschossbauten aufgestockt werden. Anlass für diese Idee ist eine Studie des Pestel-Instituts in Hannover sowie der TU Darmstadt. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Luftbilder angefertigt, die Erstaunliches erkennen lassen. Insbesondere zwischen 1950 sowie 1990 errichtete Mehrfamilienhäuser sind aufgrund ihrer guten Bausubstanz für eine Aufstockung mit neuen Wohneinheiten nutzbar. Zudem erschafft der Ausbau bisher außer Acht gelassener Dachstühle einen deutlichen Zuwachs an Wohnungen.

Diese Maßnahmen kommen insbesondere sozial Bedürftigen zugute

Darauf basierend, erhalten Länder und Kommunen Instrumente sowie finanzielle Mittel in Milliardenhöhe, um Immobilien flächendeckend aufzustocken. Ziel ist, vor allem die soziale Wohnraumförderung zu unterstützen, damit sich auch ärmere Schichten den Wunsch von einem Leben unter dem Dach erfüllen können. Vorteile wie entfallende Grundstückskosten sowie die bereits vorhandene Infrastruktur sprechen für diese Entscheidung. Weil der Energiebedarf darunter befindlicher Geschosse sinkt, wird die gesamte Haustechnik effizienter. Weil damit verbundene Baurechtsvorschriften gelockert wurden, könnte die Erschaffung von rund 600.000 neuen Wohnungen binnen kurzer Zeit realisiert werden. Die Prognos-Studie „Wohnen in Deutschland 2045“ prophezeit sogar eine Erhöhung der Wohnungsanzahl um etwa 30 Prozent durch Nachverdichtungen der Dachgeschosse. Eine einheitliche Musterbauordnung ist im Gespräch, über die sämtliche Länderparlamente noch in diesem Jahr abstimmen sollen. Älteren Menschen kommt zugute, dass für Bestandshäuser ab fünf Etagen ein Fahrstuhleinbau verbindlich ist.

Was bringt die Zukunft?


Die Tage des Baubooms des klassischen Penthouses scheinen damit in Deutschland gezählt zu sein. Die Zukunft setzt nach aktuellen Tendenzen auf Masse statt Klasse. Bleibt abzuwarten, inwieweit diese Pläne in den nächsten Jahren tatsächlich durchgesetzt werden.

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